INHALTSVERZEICHNIS
- Warum wird Kalkputz heute kaum noch verwendet?
- Fachkräftemangel/Know-howEs gibt weniger Verarbeiter, die die Besonderheiten von Kalk sicher beherrschen. Betriebe setzen daher lieber auf maschinengängige Standardputze mit „robustem“ Verarbeitungsfenster.
- Trotzdem ist Kalkputz nicht „tot“ – nur nischig:
- Wann Kalkputz sinnvoll ist – und worauf man achten sollte
- Fazit: Kalkputz scheitert im Massenmarkt weniger an der Qualität als an Tempo, Prozessen und Systemkompatibilitätmoderner Baustellen. In den richtigen Anwendungen bleibt er jedoch erste Wahl.
- Weitere interessante Artikel zum Thema Kalkputz:
Warum wird Kalkputz heute kaum noch verwendet?
Kurz gesagt: Reiner Kalkputz (Luftkalk oder NHL) ist in der Breite selten geworden, weil moderne Bauabläufe vor allem Tempo, Planbarkeit und geprüfte Systemlösungen verlangen. Die wichtigsten Gründe:
Zeitdruck auf der Baustelle
Kalk bindet nicht hydraulisch ab, sondern karbonatisiert – das dauert deutlich länger. Folgegewerke (Maler, Fliesenleger, WDVS) warten ungern Tage/Wochen. Gips- oder zementäre Putze sind in Stunden bis 1–2 Tagen belegreif.
Höherer Aufwand & Risikomanagement
Kalkputz braucht mehrlagige Verarbeitung, sorgfältige Feuchteführung und Nachbehandlung (Schutz vor Zugluft/Sonne/Frost, gelegentliches Nachnebeln). Das erhöht Gerüststandzeiten und Gewerkekoordination – und das Haftungsrisiko bei Fehlstellen (Kreiden, Risse).
Fachkräftemangel/Know-how
Es gibt weniger Verarbeiter, die die Besonderheiten von Kalk sicher beherrschen. Betriebe setzen daher lieber auf maschinengängige Standardputze mit „robustem“ Verarbeitungsfenster.
Kosten über die Zeit
Material ist nicht das Problem – die Arbeitszeit und Standzeiten sind es. Kalkputz kann dadurch teurer werden als schnellere Alternativen.
Norm- und Systemanforderungen
Heute dominieren geprüfte Systemaufbauten (z. B. WDVS/ETICS) mit definierten Unter-, Armierungs- und Oberputzen – meist zementär oder kunstharzmodifiziert. Für Kalk gibt es weniger durchgängig geprüfte Systemketten.
In Nassräumen und stark beanspruchten Zonen sind zementäre Systeme zudem robuster (Druck-/Abriebfestigkeit, Frost-/Wasserbeständigkeit).
Kompatibilität mit Oberflächen
Die gängigste Innenbeschichtung ist Dispersionsfarbe. Auf frischem Kalk funktioniert die nur eingeschränkt; sinnvoll sind Kalk- oder Silikatfarben. Diese Umstellung möchte nicht jeder Planer/Haustechniker mitgehen.
Industrialisierung & Logistik
Gips-Maschinenputze und kalkzementäre Putze gibt’s als Silo-/Sackware mit Additiven, perfekt für Pumpen und große Flächen. Reiner Kalkputz ist weniger „plug-and-play“.
Trotzdem ist Kalkputz nicht „tot“ – nur nischig:
Denkmalpflege/Altbau: diffusionsoffen, salzverträglich, kapillaraktiv; die Alkalität wirkt schimmelhemmend.
Ökologisches Bauen/Innenraumklima: Feuchtepufferung, sehr niedrige VOCs.
Mischsysteme: Kalk-Zement- oder Kalk-Gips-Putze als Kompromiss aus Verarbeitbarkeit und „mineralischem“ Charakter.
Wann Kalkputz sinnvoll ist – und worauf man achten sollte
Feuchte-/Salzbelastete Bestandswände, kapillaraktive Wandaufbauten, „gesundes Wohnen“.
Zeit einplanen (Karbonatisierung), Witterungsschutz sichern, Musterflächen anlegen.
Passende Anstriche wählen (Kalk- oder Silikatfarbe), keine dichten Dispersionen.
Untergründe prüfen (Saugfähigkeit, Haftzug), ggf. Vorspritz/Haftbrücke.
Für Außenflächen eher NHL/hydraulische Kalkputze einsetzen (wetterfester als reiner Luftkalk).
Fazit: Kalkputz scheitert im Massenmarkt weniger an der Qualität als an Tempo, Prozessen und Systemkompatibilitätmoderner Baustellen. In den richtigen Anwendungen bleibt er jedoch erste Wahl.
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