Was sind die wirklichen Nachteile von Kalkputz?
Hier sind die häufigsten Nachteile von Kalkputz (gegenüber z. B. Zement- oder Gipsputzen) – kurz und praxisnah:
Geringere Druck- & Abriebfestigkeit: Reiner Kalkputz ist weicher, kann schneller verkratzen oder „abmehlen“ (chalking), besonders bei mechanischer Belastung.
Rissanfälliger bei Bewegung: Kaum elastisch – bei arbeitenden Untergründen (Holz, Trockenbau ohne Verstärkung, Mischmauerwerk) steigt das Risiko für Haarrisse.
Längere Erhärtungszeit: Kalk härtet über Carbonatisierung (CO₂ + Feuchte) aus. Das dauert; schnelle Baustellen-Takte sind schwieriger.
Witterungs-/Klimasensibel beim Trocknen: Zu schnelle Austrocknung (Zugluft, Heizer) → Schrumpfrisse; zu kalt/feucht → „steht“ ewig, Gefahr von Sinterhaut/Abmehlung.
Eingeschränkt wasserbeständig: In dauerhaft oder direkt nass belasteten Bereichen (Dusche, Spritzwasser) nur mit geeigneten Systemaufbauten – sonst Gefahr von Durchfeuchtung/Abplatzungen.
Fassade nur eingeschränkt: Reiner (luft-)Kalk an stark bewitterten Außenflächen ist heikel; meist sind hydraulische Kalkputze (NHL) oder Kalk-Zement-Mischungen nötig.
Höhere Verarbeitungsansprüche: Erfordert saubere Untergrundvorbereitung, passende Vornässung, mehrere dünne Lagen und teils Armierungsgewebe – also Erfahrung/Handwerk.
Haftungsgrenzen: Auf sehr dichten, glatten oder stark unterschiedlich saugenden Untergründen haftet Kalk schlechter ohne geeignete Vorspritz-/Haftbrücken.
Empfindlich gegen saure Belastungen: Säuren (auch aus Reinigern) greifen Kalk an; nicht ideal, wo häufig „scharf“ geputzt wird.
Beschichtungswahl eingeschränkt: Dampfoffene, mineralische Anstriche (Silikat, Kalkfarbe) sind quasi Pflicht; viele Kunstharz- oder dichte Dispersionsfarben mindern die Diffusionsvorteile und können zu Abmehlung/Abplatzung führen.
Mehr Pflege bei feinen Oberflächen: Sehr glatte Kalk-Endlagen können anfänglich abstäuben und brauchen Fixativ/Seife/Wachs oder regelmäßige Auffrischung.
Material-/Systemkosten: Hochwertige Kalksysteme (inkl. Grundierung, Armierung, Endbeschichtung) können teurer sein als Standard-Gips- oder Zementputze.
Temperaturgrenzen: Verarbeitung unter ~5 °C (und bei Frostgefahr) ungeeignet; kalte Jahreszeit bremst den Bauablauf.
Salz-/Feuchteprobleme zeigen sich sichtbar: Weil Kalk kapillar aktiv und diffusionsoffen ist, schlagen Feuchte-/Salzbelastungen leichter als Ausblühungen/Flecken durch – Ursache muss baulich gelöst werden.
Wann ist Kalkputz trotzdem sinnvoll?
Trotz dieser Punkte ist Kalkputz top für ein gesundes Raumklima (diffusionsoffen, feuchteausgleichend, alkalisch → schimmelhemmend) und für historische/denkmalgerechte Bauten. Wer robuste, „unkomplizierte“ Oberflächen oder sehr schnelle Fertigstellung braucht, fährt oft mit (hydraulischem) Kalk-Zement oder Gips besser.
Praxis-Tipps zur Minderung der Kalkputz Nachteile:
Armierungsgewebe in kritischen Zonen, dünnlagig arbeiten.
Untergrund angleichen (Saugverhalten), sorgfältig vornässen.
Langsam und geschützt trocknen lassen; Heißluft und Zugluft vermeiden.
Für Bad/außen: auf NHL bzw. Systemfreigaben achten und Spritzwasserzonen speziell ausbilden.
Nur diffusionsoffene, mineralische Anstriche/Lasuren verwenden.
Weiterführende Artikel zu Kalkputz
War dieser Artikel hilfreich?
Das ist großartig!
Vielen Dank für das Feedback
Leider konnten wir nicht helfen
Vielen Dank für das Feedback
Feedback gesendet
Wir wissen Ihre Bemühungen zu schätzen und werden versuchen, den Artikel zu korrigieren