Kalkputz auf Fliesen: Geht das wirklich?

Erstellt von Daniel Jertz, Geändert am Mi, 22 Okt um 10:47 NACHMITTAGS von Daniel Jertz

INHALTSVERZEICHNIS


Kalkputz auf Fliesen: Geht das wirklich?

Dieser Artikel beleuchtet die Möglichkeit, Kalkputz direkt auf Fliesen aufzutragen. Er erklärt die technischen Herausforderungen, die notwendige Vorbereitung des Untergrunds und die Schritte zur erfolgreichen Umsetzung. Zudem werden die Vorteile von Kalkputz, mögliche Nachteile und häufig gestellte Fragen behandelt, um eine fundierte Entscheidung zu ermöglichen.

Einführung: Der Traum von Kalkputz auf Fliesen

Kalkputz erfreut sich wachsender Beliebtheit – und das aus gutem Grund. Seine natürlichen Eigenschaften, wie die Fähigkeit zur Feuchtigkeitsregulierung und seine schimmelhemmende Wirkung, machen ihn zu einem idealen Material für ein gesundes Raumklima. Doch was, wenn man den Charme von Kalkputz in einem bereits gefliesten Raum genießen möchte, ohne die Fliesen mühsam entfernen zu müssen? Die Frage "Kann man Kalkputz auf Fliesen auftragen?" ist berechtigt und die Antwort ist nicht ganz so einfach, wie man vielleicht hofft, aber auch nicht unmöglich.

Die Herausforderung: Haftung auf glatten Oberflächen

Fliesen sind in der Regel glatt, nicht saugfähig und bieten Putzmaterialien von Natur aus wenig Halt. Kalkputz benötigt jedoch einen tragfähigen, saugfähigen und rauen Untergrund, um optimal haften zu können und Rissbildung zu vermeiden. Das direkte Auftragen von Kalkputz auf eine glatte Fliesenoberfläche würde unweigerlich zu Problemen führen, wie:

  • Mangelnde Haftung: Der Putz würde nicht richtig anhaften und könnte sich im schlimmsten Fall großflächig ablösen.
  • Rissbildung: Spannungen zwischen dem Putz und dem glatten Untergrund könnten zu unschönen Rissen führen.
  • Feuchtigkeitsprobleme: Obwohl Kalkputz feuchtigkeitsregulierend ist, kann eine unzureichende Haftung auf Fliesen die Diffusion behindern und zu Problemen führen.


Die Lösung: Untergrundvorbereitung ist das A und O

Um Kalkputz erfolgreich auf Fliesen aufzutragen, ist eine sorgfältige und fachgerechte Untergrundvorbereitung unerlässlich. Hierbei geht es darum, die Fliesenoberfläche so zu bearbeiten, dass sie dem Kalkputz den nötigen Halt bietet.

Schritt 1: Reinigung und Entfettung

Zuerst müssen die Fliesen gründlich gereinigt und entfettet werden. Staub, Schmutz, Fett und Seifenreste müssen vollständig entfernt werden, um eine optimale Haftung der nachfolgenden Schichten zu gewährleisten. Ein alkalischer Reiniger oder spezielle Fliesenreiniger eignen sich hierfür gut. Anschließend muss die Fläche mit klarem Wasser nachgespült werden.

Schritt 2: Aufrauen der Oberfläche

Dies ist der entscheidende Schritt. Die glatte Fliesenoberfläche muss aufgeraut werden, um eine mechanische Verankerung für den Putz zu schaffen. Dies kann auf verschiedene Weisen geschehen:

  • Mechanisches Aufrauen: Mit einer Schleifmaschine und grobem Schleifpapier (z.B. 40er oder 60er Körnung) kann die Fliesenoberfläche angeschliffen werden. Ziel ist es, die Glasur zu entfernen und eine raue Oberfläche zu schaffen. Dies ist eine staubintensive Arbeit und erfordert entsprechende Schutzmaßnahmen.
  • Haftbrücke/Grundierung mit Quarzsand: Eine effektivere und oft bevorzugte Methode ist das Auftragen einer speziellen Haftbrücke oder Grundierung, die mit Quarzsand angereichert ist. Diese Produkte schaffen eine raue, griffige Oberfläche, auf der der Kalkputz hervorragend haften kann. Achten Sie darauf, ein Produkt zu wählen, das explizit für nicht saugende Untergründe und die Kombination mit Kalkputz geeignet ist.


Schritt 3: Ausgleich von Unebenheiten (optional)

Falls die Fliesen sehr uneben sind oder tiefe Fugen aufweisen, kann es sinnvoll sein, diese vor dem eigentlichen Putzauftrag mit einem geeigneten Spachtel oder Ausgleichsmörtel zu egalisieren. Dies sorgt für eine gleichmäßigere Putzschicht und verhindert spätere Risse.

Der Putzauftrag: Schicht für Schicht zum Ergebnis

Nachdem der Untergrund optimal vorbereitet ist, kann der Kalkputz aufgetragen werden. Hierbei sind folgende Punkte zu beachten:

  1. Erste Schicht (Haftputz): Beginnen Sie mit einer dünnen Schicht eines speziellen Kalkhaftputzes oder eines Kalkunterputzes, der für schwierige Untergründe geeignet ist. Diese Schicht dient als weitere Haftvermittlung und gleicht kleinere Unebenheiten aus.
  2. Armierungsgewebe (empfohlen): Um die Rissbildung zu minimieren und die Stabilität zu erhöhen, ist es dringend empfohlen, ein Armierungsgewebe (Glasfasergewebe) in die noch frische erste Putzschicht einzubetten. Das Gewebe sollte dabei mittig in der Putzschicht liegen und überlappend angebracht werden.
  3. Zweite Schicht (Oberputz): Nach dem Trocknen der ersten Schicht und des Armierungsgewebes kann die zweite Schicht Kalkputz aufgetragen werden. Dies kann ein Kalkfeinputz oder ein Kalkglätteputz sein, je nachdem, welche Oberflächenstruktur gewünscht wird. Achten Sie auf die richtige Konsistenz des Putzes und tragen Sie ihn gleichmäßig auf.
  4. Trocknung und Nachbehandlung: Kalkputz benötigt ausreichend Zeit zum Trocknen. Während dieser Phase ist es wichtig, Zugluft und direkte Sonneneinstrahlung zu vermeiden, um ein zu schnelles Austrocknen und damit Rissbildung zu verhindern. Gegebenenfalls sollte der Putz in den ersten Tagen leicht feucht gehalten werden.


Vorteile und Nachteile von Kalkputz auf Fliesen

Vergleichstabelle: Vorteile und Nachteile

Vorteile von Kalkputz auf FliesenNachteile von Kalkputz auf Fliesen
Gesundes Raumklima:Feuchtigkeitsregulierung, schimmelhemmend.Hoher Aufwand: Intensive Untergrundvorbereitung notwendig.
Natürliches Material: Frei von synthetischen Zusatzstoffen.Kostenintensiv: Spezialgrundierungen und Putze können teurer sein.
Ästhetik: Warme, atmungsaktive Oberfläche, individuelle Gestaltung.Fehleranfälligkeit: Unsachgemäße Ausführung führt zu Problemen.
Langlebigkeit: Bei richtiger Anwendung sehr dauerhaft.Dicke der Schicht: Raumverlust durch zusätzliche Putzschichten.
Geruchsneutralisierend: Bindet Gerüche.Nicht für alle Fliesen geeignet: Stark bewegliche Untergründe sind problematisch.


FAQ: Häufig gestellte Fragen

1. Welche Art von Kalkputz eignet sich am besten für Fliesen?

Es empfiehlt sich, einen Kalkhaftputz oder einen Kalkunterputz zu verwenden, der speziell für schwierige Untergründe und eine gute Haftung formuliert ist. Für die Deckschicht kann dann ein Kalkfeinputz oder Kalkglätteputz gewählt werden.

2. Muss ich die Fliesen vor dem Verputzen grundieren?

Ja, unbedingt! Eine spezielle Haftgrundierung mit Quarzsand ist entscheidend, um eine ausreichende Haftung des Kalkputzes auf den glatten Fliesen zu gewährleisten.

3. Kann ich Kalkputz auch in der Dusche auf Fliesen auftragen?

Für Bereiche mit direkter und dauerhafter Wassereinwirkung, wie in der Dusche, ist Kalkputz auf Fliesen nicht die erste Wahl. Hier sind spezielle wasserdichte Systeme und Abdichtungen erforderlich, die mit Kalkputz nur schwer zu realisieren sind. In solchen Bereichen sollte man eher auf wasserdichte Putzsysteme oder die Entfernung der Fliesen setzen.

4. Wie lange dauert es, bis der Kalkputz auf Fliesen trocken ist?

Die Trocknungszeit hängt von der Schichtdicke, der Raumtemperatur und der Luftfeuchtigkeit ab. In der Regel dauert es mehrere Tage bis Wochen, bis der Putz vollständig durchgetrocknet ist. Eine zu schnelle Trocknung sollte vermieden werden.

5. Kann ich Kalkputz auf Fußbodenfliesen auftragen?

Theoretisch wäre es möglich, aber für Fußbodenfliesen ist Kalkputz aufgrund seiner geringeren Abriebfestigkeit und Belastbarkeit nicht ideal. Hier sind spezielle Bodenbeschichtungen oder die Entfernung der Fliesen und ein Neuaufbau des Bodens die bessere Lösung.

6. Was passiert, wenn ich die Fliesen nicht aufraue?

Wenn die Fliesen nicht ausreichend aufgeraut oder mit einer geeigneten Haftbrücke versehen werden, wird der Kalkputz nicht richtig haften. Dies führt unweigerlich zu Rissen, Abplatzungen und einem Ablösen des Putzes.

Fazit: Mit der richtigen Vorbereitung zum Erfolg

Kalkputz auf Fliesen ist kein Ding der Unmöglichkeit, erfordert aber eine sehr sorgfältige und fachgerechte Vorbereitung des Untergrunds. Die Investition in hochwertige Haftgrundierungen und gegebenenfalls die Unterstützung durch einen Fachmann sind hier entscheidend für ein dauerhaft schönes und gesundes Ergebnis. Wer den Aufwand nicht scheut, kann so den natürlichen Charme von Kalkputz auch in gefliesten Räumen genießen.




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